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Was wächst denn da? - Teil 16

Die Rot-Buche ist Baum des Jahres 2022

Man kann sie unmöglich alle kennen oder über Detailwissen zu den schönen Bäumen, Büschen, Gehölzen und Blumen verfügen, die in den vielen Gärten und Parkanlagen in den Elbvororten grünen und blühen. Mit Anne Krischok, die Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens ist, und dem Team der Anlage an der Ohnhorststraße in Klein Flottbek, stellen wir einige Pflanzen vor und berichten über Besonderheiten. Diesmal geht es um den Baum des Jahres 2022: die Rot-Buche.

Da Buchen das Laub oftmals bis in den Frühling behalten, bieten sie auch im Winter einen guten Sichtschutz. Fotos: Jahns



Die Rot-Buche (Fagus sylvatica) wurde zum zweiten Mal zum Baum des Jahres gewählt. Damit wurde der Titel für eine Baumart erstmals ein zweites Mal vergeben, denn bereits 1990 trug die Rotbuche den Titel Baum des Jahres.  Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung möchte mit ihrer Wahl auf den Einfluss des Klimawandels auf Gehölze aufmerksam machen, der sich bei Buchen besonders deutlich zeigt.

Als Baum kann die Rot-Buche bis zu 45 Meter hoch und etwa 350 Jahre alt werden.

Der deutsche Name von Fagus sylvatica, Rot-Buche, führt oft zu Verwechselungen, denn damit ist die Buche mit den grünen Blättern gemeint und nicht die Blut-Buche (Fagus sylvatica ‚Atropurpurea‘ mit roten Blättern. Ihren Namen verdankt die Rot-Buche der Färbung des leicht rötlichen Holzes. Als Baum kann sie bis zu 45 Meter hoch und etwa 350 Jahre alt werden. Sie ist die häufigste Laubbaumart in deutschen Wäldern. Ihre Wuchsform ist in dichten Wäldern eher schlank und mit einem geraden Stamm. In dem kleinen Buchenwald im Botanischen Garten, im Bereich der Wild-Rhododendren, ist das schön zu sehen.

Stehen Buchen alleine, als Solitärbaume, entwickeln sie sich eher breit und oft auch mehrstämmig. Die Rinde der Buchen ist auffallend glatt, zunächst graubraun und glänzend, im Alter silbrig-grau. Auf die zunehmende Klimaerwärmung, mit längeren Trockenzeiten, reagieren Buchen mit einer Reduzierung der Blattdichte im Kronenbereich, um so den Wasserverlust durch Verdunstung zu reduzieren. Dies kann auch durch Bewässerungsmaßnahmen nicht aufgefangen werden.

Die Süntelbuche wird im Volksmund auch „Hexenholz“ genannt.

Buchen haben ein sehr hartes Holz, dass allerdings anfällig gegen Feuchtigkeit ist und daher eher im Innenbereich für den Möbelbau, für Fußböden, als Furnier- und Sperrholz, aber auch gerne als Brennholz, genutzt wird. So werden die bekannten Thonet-Stühle aus Buchenholz hergestellt. Michael Thonet erfand 1830 ein Verfahren mit Dampf zum Biegen von Buchenholz und stellte so seinen sogenannten Kaffeehausstuhl her.

Im Garten sind Buchen recht unkomplizierte und anpassungsfähige Gehölze. Sie bilden als Herzwurzler ein dichtes Feinwurzelsystem und bevorzugen einen nährstoffreichen, mäßig feuchten, durchlässigen und kalkreichen Boden. Staunässe und extreme Trockenheit vertragen Buchen jedoch nicht. Junge Pflanzen sind etwas windempfindlich. Sie sind sehr schnittverträglich und eignen sich daher gut für Hecken und auch für Formgehölze. Da sie das Laub oftmals bis in den Frühling behalten, bieten sie auch im Winter einen guten Sichtschutz.

Die Rinde der Buchen ist auffallend glatt, zunächst graubraun und glänzend, im Alter silbrig-grau.

Die Früchte der Buchen, die Bucheckern, bieten vielen Tieren, wie Eichhörnchen, Siebenschläfern oder Vögeln eine gute Nahrungsquelle im Herbst und Winter. Im 19. Jahrhundert und während des Krieges fanden Bucheckern als Öl, geröstet oder gemahlen in der Küche Verwendung. Sie sind aber schwach giftig. Von einem rohen Verzehr ist daher abzuraten.

Außer der klassischen Rot-Buche (Fagus sylvatica) gibt es viele andere Buchenarten und -sorten, die andere Wuchsformen, Laubfarben und -formen aufweisen. Bei einem Rundgang durch den botanischen Garten kann man einige davon entdecken: Die Hängeform (Fagus sylvatica ‚Pendula‘) im System und am Rande vom Wüstengarten; die Amerikanische Buche (Fagus grandifolia), deren Blätter schmaler und unbehaart sind, in der Geographie. Eine Hängeform der Blutbuche (Fagus sylvatica 'Purpurea Pendula') mit rot gefärbten Blättern ist im Staudental zu finden. Am Buchenhang wächst Fagus sylvatica ‚Zlatia‘, eine Form mit gelbgrünen Blättern. Im Bereich der System-Wiese wächst die etwas kleiner bleibende Engler-Buche (Fagus engleriana). Sie ist im Süden und Osten Chinas heimisch.


Am Rande der Frühlingswiese fällt eine Süntelbuche (Fagus sylvatica 'Tortuosa') auf. Das bizarre Gehölz, wahrscheinlich eine Mutation, wurde im Süntelwald im Weserbergland gefunden. In Bad Nenndorf kann man sogar in einem kleinen Wald aus Süntelbuchen spazieren gehen. Die etwas unheimlich und verwunschen aussehenden Gehölze werden im Volksmund auch "Krüppelbuche", "Hexenholz" oder "Teufelsbuche" genannt.

Angela Jahns/ mk

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